Mein 16‑jähriger Sohn verbrachte den Sommer bei seiner Großmutter, bis er mich eines Tages anrief und mir etwas Unerwartetes mitteilte.
Mein 16‑jähriger Sohn sollte den Sommer bei seiner Großmutter verbringen. Es schien eine gute Lösung: Zeit mit ihr zu verbringen, auf dem Hof zu helfen und dem Trubel der Stadt zu entkommen. Er selbst hatte es vorgeschlagen und erklärt, er wolle hilfreich sein und mehr Zeit mit seiner Großmutter verbringen, die er lange nicht gesehen hatte. Anfangs war ich überrascht, dann froh: Vielleicht würde er reifer werden und die Welt anders sehen. Die letzten Monate waren für ihn eine schwierige Reifephase gewesen, und diese Idee klang vielversprechend.
Doch eines Tages erhielt ich einen merkwürdigen Anruf von meiner Mutter. Ihre Stimme klang besorgt und kaum verständlich: Sie bat mich zu kommen. Die Verbindung brach ab, bevor ich fragen konnte, was passiert war. Ich machte mich sofort auf den Weg, das Herz schwer vor Angst.
Unterwegs dachte ich an die Gespräche mit meinem Sohn. Er war immer unabhängig gewesen, manchmal stur, aber von gutem Herzen. Doch seine Antworten, als ich ihn nach meiner Mutter fragte, wirkten ausweichend: Er versicherte, es gehe ihr gut und sie ruhe sich aus, und bat mich, mir keine Sorgen zu machen.
Als ich ankam, sah ich sofort, dass etwas nicht stimmte: Der Garten war verwahrlost, kein Licht in den Fenstern, überall lag Müll. Ich klingelte und ging hinein: Das Haus war voller fremder Jugendlicher, die lachten und Musik hörten – Chaos, wo sonst Ruhe herrschte.
Verzweifelt suchte ich nach meiner Mutter. Niemand wusste, wo sie war. Besorgt klopfte ich an ihre Zimmertür und hörte eine schwache Stimme. Sie war da – besorgt, müde, aber wohlauf.
Ich umarmte sie sofort. Sie sagte, sie könne den Lärm und das Gewimmel kaum ertragen und habe sich sehr auf mein Kommen gefreut.
Später sprach ich in Ruhe mit meinem Sohn. Ich erklärte ihm, dass es trotz seines Wunsches nach Unabhängigkeit wichtig sei, Grenzen, Respekt und Verantwortung nicht aus den Augen zu verlieren. Er errötete und gab zu, dass er zu weit gegangen war. Wir beschlossen, dass er den Rest des Sommers zu Hause verbringen würde und die Großmutter die Stille genießen könne, die sie gewohnt war.
Diese Situation war eine wichtige Lehre für uns alle: über Vertrauen, Verständnis und die Bedeutung, seine Liebsten zu unterstützen. Erwachsenwerden heißt nicht nur, Neues auszuprobieren, sondern auch, Fehler einzugestehen und füreinander da zu sein.