Am 4. Mai 1945, nur vier Tage vor der bedingungslosen Kapitulation des Deutschen Reiches, ereignete sich in der Nähe von München eine Szene, die exemplarisch für das Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa steht. Eine lange Prozession von hunderten deutschen Soldaten, unbewaffnet und ohne Widerstand, wurde von lediglich wenigen amerikanischen Soldaten in Gewahrsam genommen und abgeführt. Es war kein Gefecht mehr nötig – der Wille zu kämpfen war längst gebrochen.
Diese stille Kapitulation, fast schon geordnet und resigniert, steht im Kontrast zu den Jahren zuvor, in denen erbittert um jeden Meter Boden gekämpft wurde. Doch nun, Anfang Mai 1945, waren die meisten deutschen Einheiten vollständig demoralisiert, von Vorräten abgeschnitten, ohne Führung oder Hoffnung. Die Realität des verlorenen Krieges war unausweichlich geworden. Viele Soldaten wussten, dass es besser war, sich den Westalliierten zu ergeben, als in sowjetische Gefangenschaft zu geraten.
München selbst, eine der Hochburgen der nationalsozialistischen Bewegung, war zu diesem Zeitpunkt bereits von amerikanischen Truppen eingenommen worden. Die einstige „Hauptstadt der Bewegung“ lag in Trümmern – nicht nur im baulichen Sinne, sondern auch im moralischen. Die Bevölkerung war ausgezehrt, die Infrastruktur zusammengebrochen, und die einst siegesgewisse Rhetorik der NS-Führung war längst im Schweigen der Flucht oder des Selbstmords erstickt.
Das Bild dieser Kolonne deutscher Kriegsgefangener, gefangen ohne Schusswechsel, dokumentiert nicht nur das Ende eines militärischen Konflikts, sondern auch den Zerfall einer Idee, die Millionen das Leben gekostet hatte. Es ist eine Szene, die keine Helden zeigt, sondern Menschen – besiegt, erschöpft, zum Teil erleichtert, dass das Grauen ein Ende hat.
Der 4. Mai war einer der letzten Tage, an denen größere Truppenbewegungen stattfanden. Zwei Tage später, am 6. Mai, wurde das süddeutsche Hauptquartier der Wehrmacht vollständig aufgelöst. Am 8. Mai 1945 wurde die Kapitulation offiziell unterzeichnet – der Krieg in Europa war vorbei.
Diese Szene nahe München ist mehr als ein militärischer Vorgang – sie ist ein Symbol. Ein Symbol für das Ende einer zerstörerischen Ideologie, für die Rückkehr der Menschlichkeit im Angesicht des Zusammenbruchs. Und sie erinnert uns daran, dass nicht jeder Krieg mit einer letzten Schlacht endet – manche enden im stillen Marsch in Gefangenschaft.