Australisches Paar entscheidet sich für das Leben auf See statt Pflegeheim
Warum sollte man in ein Pflegeheim ziehen, wenn man auch um die Welt fahren kann? Das dachten sich Marty und Jess Ansen, ein Paar aus Australien. Sie entschieden sich nicht für eine einzige lange Kreuzfahrt, sondern buchten 51 Reisen hintereinander. Ihre Begründung: Es ist geselliger und für sie günstiger als das Wohnen in einer Pflegeeinrichtung. Was als gewagtes Experiment begann, entwickelte sich zu einer kompletten Lebensweise auf See.
Vom Gedanken zum Experiment: 51 Kreuzfahrten in Folge
Der Plan kam im vergangenen Juni wirklich ins Rollen. Die beiden waren überzeugt, dass man auf einem Kreuzfahrtschiff mit Vollpension weniger ausgibt als für die monatlichen Kosten eines Pflegeheims. Also beschlossen sie, die Probe aufs Exempel zu machen, und gingen an Bord für die erste von 51 aufeinanderfolgenden Fahrten. Gegenüber A Current Affair erklärten sie, dass sie inzwischen länger an Bord sind als irgendjemand sonst: Besatzungen wechseln, Kapitäne kommen und gehen, aber Marty und Jess bleiben die gleichen vertrauten Gesichter an Deck.

Ein Leben im Rhythmus des Ozeans
Inzwischen sind sie seit mehr als 450 Tagen ununterbrochen auf See. Langeweile? Keine Spur. Sie haben ihre eigene Routine gefunden: Jeden Morgen beginnen sie mit einer Stunde Tischtennis. Perfekt, um wach zu werden und, wie sie lachend sagen, den Appetit anzuregen. Haushalt machen sie schon lange nicht mehr. Marty witzelt, sie hätten verlernt, wie man ein Bett macht oder abwäscht, und müssten daher auf dem Schiff bleiben, um zu überleben.
Crew wie Familie, Kapitäne als neue Nachbarn
Wenn man so lange bleibt, verändert sich die Dynamik mit der Crew. Marty und Jess erzählen, dass sie inzwischen fast wie Familie behandelt werden. Neue Kapitäne heißen sie stets willkommen, als wären es neue Nachbarn, die nebenan einziehen. Und die Bindung geht über ein kurzes Gespräch hinaus: Für Jess wurde kürzlich sogar eine Geburtstagsüberraschung an Bord organisiert, komplett mit Glückwünschen der Besatzung.
Liebe zum Kreuzfahren, durch die Pandemie noch verstärkt
Das Paar ist seit Jahrzehnten Kreuzfahrten verfallen. Als 2020 die Corona-Pandemie die Schiffe zum Stillstand brachte, wurde ihnen klar, wie sehr sie es vermissten. Nach dieser Pause war die Entscheidung schnell gefallen: keine Zeit mehr an Land vergeuden. Marty berichtete, er habe seinem Reisebüro einfach gesagt, alles zu buchen, was frei wurde. Das war der Beginn einer zusammenhängenden Reihe von Reisen, die schließlich auf 51 Kreuzfahrten anwuchs.
Warum es für sie günstiger ausfällt
Ihre Rechnung ist einfach: An Bord sind Mahlzeiten inbegriffen, es gibt täglich Unterhaltung, und die Kabine wird aufgeräumt. Man muss nicht kochen, nicht putzen, und den ganzen Tag über gibt es etwas zu tun. In einem Gespräch mit TODAY beschrieben sie es als „einfach großartig“: Man setzt sich zum Essen, schaut abends eine Show, tanzt noch ein wenig, isst noch etwas und geht danach zurück in die Kabine. Für sie sind genau diese inbegriffenen Leistungen der Grund, warum es attraktiver und bezahlbarer ist als die Kosten einer Pflegeeinrichtung.
Das soziale Leben an Bord
Was man vielleicht nicht erwartet: Auf See baut man schnell ein soziales Netzwerk auf. Weil sie so lange bleiben, erkennen sie Personal und Mitreisende über die Jahreszeiten hinweg wieder. Einige gehen von Bord, andere kommen dazu, aber Marty und Jess bleiben die Konstante. Das führt zu Gesprächen beim Frühstück, Freundschaften beim Tischtennis und einem vertrauten Gefühl, wenn man durch die Gänge geht.
Kein Land in Sicht? Genau die Absicht
Zurück nach Hause? Vorerst nicht. Sie lieben es, alle paar Tage einen anderen Horizont zu sehen, ohne ein- und auspacken zu müssen oder sich über Einkäufe Gedanken zu machen. Während die Besatzung rotiert und sich die Routen ändern, geht ihr Leben im selben sorgenfreien Rhythmus weiter. Genau das sei der Reiz, sagen die beiden: Man hat die Abwechslung des Reisens mit dem Komfort eines festen Zuhauses – nur eben schwimmend.
Reisende Urgroßeltern als Inspirationsquelle
Als Urgroßeltern zeigen Marty und Jess, dass man auch im höheren Alter das Ruder radikal herumreißen kann. Ihre Geschichte ist nicht nur eine clevere Rechnung, sondern auch eine Erinnerung daran, dass man täglichen Spaß fest einplanen kann. Für sie ist der Ozean zu einem Zuhause geworden: ein Ort, an dem jeder Tag mit einer Partie Pingpong beginnt, an dem das Abendprogramm bereitsteht und an dem man seinen Geburtstag mit Menschen feiert, die einst Fremde waren und sich nun wie Familie anfühlen. Und die nächste Kreuzfahrt? Die ist sicher schon eingeplant.
