Es wurde „Der Witwenmacher“ genannt.
Auf dem Höhepunkt Mitte der 1970er Jahre betrieben die Luftwaffe und die Marineflieger 11 F-104-Geschwader.
Der erste futuristisch aussehende F-104 Starfighter flog Anfang 1956 und mit seinem langen, runden Rumpf, der spitzen Nase und den winzigen, dünnen Flügeln sah er aus wie der beste Kampfjet der Welt.
Die Lockheed F-104 wurde von CL „Kelly“ Johnson und seinen „Skunk Works“ entworfen, die einige legendäre Kampfflugzeuge wie die U-2 und das Aufklärungsflugzeug SR-71 entwickelten. Das Unternehmen selbst nannte sie „Rakete mit einem Mann darin“, die Luftwaffe und die Marineflieger hingegen „Witwenmacher“.
Tatsächlich verbargen sich hinter dem eleganten Aussehen der F-104 zahlreiche Mängel, wie Dr. Marshall Michel, Historiker des 52. Jagdgeschwaders, in seinem Artikel „F-104: Deutschlands ‚Witwenmacher‘“ erklärt.
So waren beispielsweise die Flügel so klein, dass sie weder Fahrwerk noch Treibstoff aufnehmen konnten, die alle im Rumpf verstaut werden mussten. Die kleinen Flügel waren jedoch notwendig, um dem Starfighter seine hervorragende Beschleunigung, Steigrate und Höchstgeschwindigkeit zu verleihen. Im Gegensatz dazu führten die kleinen Flügel bei der F-104 zu einer schlechten Dauerkurvenleistung, und da sie keinen Treibstoff mitführen konnten, hatte das Flugzeug eine sehr begrenzte Reichweite.
Darüber hinaus verfügte das Flugzeug über kein brauchbares Radar und war nur mit einer Kanone und hitzesuchenden Raketen ausgestattet, sodass es nur bei klarem Wetter als Tagjäger eingesetzt werden konnte.
Es wurde schnell klar, dass dies nicht wirklich das war, was die US Air Force (USAF) wollte, und das Projekt wurde stillschweigend an den Rand gedrängt.
Gleichzeitig wurde die F-104 im Rahmen des sogenannten „Deals des Jahrhunderts“ von mehreren NATO-Luftstreitkräften als Ersatz für ihre alten Jets der ersten Generation ausgewählt. Die meisten dieser Flugzeuge, tatsächlich über 900 Stück, gingen an die Luftwaffe und die Marineflieger.
Auf dem Höhepunkt Mitte der 1970er Jahre betrieben die Luftwaffe und die Marineflieger 11 F-104-Geschwader.
Die an die Deutschen gelieferte Variante hieß F-104G (wobei G für Deutschland steht). Es handelte sich nicht um einen einfachen Tagesjäger, sondern um eine Allwetter-Bodenangriffsversion, die 900 Kilogramm schwerer war als die ursprüngliche F-104 mit gleichem Motor. Für die meisten Einsätze musste sie vier externe Treibstofftanks mitführen, was das Gewicht zusätzlich erhöhte.
Der Starfighter hatte einen sehr schlechten Start, als im Juni 1962 vier F-104 für die Vorführung des Typs zur Inbetriebnahme übten und in der Formation abstürzten, wobei alle vier Piloten ums Leben kamen.
Mit fast 300 Sonnentagen im Jahr war die Luke Air Force Base (AFB) in Phoenix, Arizona, ein hervorragender Ausbildungsort. Da deutsche Piloten dem schlechten Wetter in Europa entgehen konnten, wählte das Land den Flugplatz zur Ausbildung seiner zukünftigen F-104-Fahrer. Doch als die Piloten in das raue deutsche Wetter zurückkehrten, traten sofort Probleme auf.
Die Probleme lagen in zwei Bereichen.
Erstens waren die Geschwindigkeiten, die die F-104 beim Anflug und bei der Landung erreichen musste, sehr hoch – viel höher als bei den früheren Jets – und sie waren sehr schnell, insbesondere für einen unerfahrenen Piloten, der bei sehr schlechtem Wetter flog.
Zweitens mussten die Starfighter der Luftwaffe Angriffsmissionen mit niedriger Geschwindigkeit durchführen und bei derartigen Einsätzen reagierten die Flugzeuge sehr empfindlich auf Steuereingaben und verzeihten Pilotenfehler kaum.
Die Folge war eine erschreckende Zahl von Unfällen. Bis Mitte 1966 stürzten 61 deutsche F-104 ab, 35 Piloten verloren ihr Leben.
General Wernher Panitzki, der damalige Oberbefehlshaber der Luftwaffe, musste zurücktreten, nachdem er den Kauf des Starfighters als politisch motiviert bezeichnet hatte. Sein Nachfolger wurde Generalleutnant Johannes Steinhoff, ein Fliegerass der Luftwaffe aus dem Zweiten Weltkrieg. Wie Michel berichtete, legte er die F-104G sofort still, zumindest teilweise (und klugerweise), um einen neuen Schleudersitz einzubauen.
Zu den Problemen mit den Starfightern kam noch hinzu, dass Lockheed beim Verkauf der F-104 tatsächlich Beamte in Deutschland und anderen Ländern bestochen hatte, obwohl die Kaufunterlagen für die deutschen Starfighter bereits 1962 vom Verteidigungsministerium vernichtet worden waren.
Trotz verschiedener Reparaturen kam es jedoch weiterhin zu Abstürzen. Zwischen 1968 und 1972 stürzten jährlich zwischen 15 und 20 deutsche 104er ab, und bis zu ihrer Ablösung stürzten jährlich etwa zehn F-104er ab.
Die endgültige Bilanz lautete: 292 der 916 Starfighter gingen verloren, 115 Piloten kamen ums Leben.