Die Country-Musikwelt trauert heute um John Wesley Ryles, eine Stimme, die eine Generation von gefühlvollem Storytelling und Harmonie mitgeprägt hat.

Der beliebte Sänger, bekannt für seinen goldenen Ton und seine makellose Phrasierung, starb friedlich am 2. November 2025 im Alter von 74 Jahren.

Hatte keinen Strom und keinen Fernseher

In einer Zeit, in der neue Country-Stars wie Luke Combs, Lainey Wilson, Morgan Wallen und Chris Stapleton die Welt im Sturm erobern, vergisst man leicht die verborgenen Schätze der Vergangenheit – die Stimmen, die den Weg ebneten und das Fundament für den heutigen Country-Sound legten.

Meiner Meinung nach ist John Wesley Ryles definitiv einer dieser etwas vergessenen Stars, dessen Licht vielleicht nicht immer im Rampenlicht stand, dessen Glanz aber den gesamten Weg für alle nachfolgenden Generationen erhellte.

Geboren am 2. Dezember 1950 in Bastrop, Louisiana, war Ryles von Anfang an für die Musik bestimmt. Schon als Kind sang er Gospel mit den Ryles Family Singers, und seine Stimme zeigte bereits die Wärme und Aufrichtigkeit, die eines Tages ein Publikum weit über seine Heimatstadt hinaus fesseln sollte

„Ich komme aus einfachen Verhältnissen, und als ich sehr jung war (6 Jahre alt), hatten wir keinen Strom in unserem Haus – kein Radio, keinen Fernseher – nichts. Das Einzige, womit wir uns unterhalten konnten, war Singen“, erzählte er 1978 dem DeRidder Enterprise.

„Im Sommer war es zu heiß, um im Haus zu sitzen, also saßen wir abends zwei oder drei Stunden lang draußen auf der Veranda und sangen.“ 

Die Veröffentlichung von Kay

Als John Wesley 13 Jahre alt war, war seine Familie nach Texas gezogen, und er trat bereits regelmäßig in Clubs in Dallas auf. Mit 15 Jahren überzeugte er seinen Vater, mit ihm nach Nashville zu ziehen, um seinen Traum vom Erfolg in der Country-Musik zu verwirklichen.

Mit nur 17 Jahren veröffentlichte Ryles seine Debütsingle „Kay“; ein eindringlich schönes Lied, das sofort zum Klassiker wurde

Der Song „Kay“ stieg 1968 in die Top 10 der Billboard Country-Charts ein. Es ist eine ergreifende Ballade über einen Taxifahrer in Nashville, Tennessee. Er verkauft alles, was er besitzt, um die Frau, die er liebt, von Houston nach Nashville zu holen, nur um mitanzusehen, wie sie ein Star wird und ihm entgleitet.

Es ist eine Geschichte voller Emotionen, Liebe, Herzschmerz und der stillen Zerbrechlichkeit des Lebens.

Wesley Ryes sang es mit so wenigen Worten und so viel Gefühl, dass es laut vielen Country-Fans eines der am meisten unterschätzten Meisterwerke der Country-Musikgeschichte bleibt

Das Lied hatte auch einen subtilen politischen Unterton, da es mitten im Vietnamkrieg veröffentlicht wurde. In einer Textzeile sind „Soldaten aus Fort Campbell“ erwähnt, die ihm sagen, dass sie „diesen Krieg in Vietnam hassen“.

Diese Zeile wurde oft als seltenes Beispiel für die Antikriegsstimmung angeführt, die in den späten 1960er Jahren in der Country-Musik leise aufkam, einer Zeit, in der nur wenige Künstler des Genres solche Themen offen ansprachen.

Gelegenheitsjobs in Missouri

Dann kam Anfang der 1970er Jahre ein stiller Abschwung, als die Hits ausblieben und ein desillusionierter John Wesley Nashville verließ, um Gelegenheitsjobs in Missouri anzunehmen. Vielleicht hatte er einfach zu viel zu schnell bekommen.

Aber in den 1970er und 80er Jahren blühte Ryles’ Karriere auf. Mit Liedern wie „Fool“, „Once in a Lifetime Thing“, „Liberated Woman“, „Louisiana Rain“ und „Always on My Mind“ wurde er zu einer vertrauenswürdigen Stimme für diejenigen, die zu tief fühlten, um es laut auszusprechen

Doch für diejenigen, die mit ihm zusammenarbeiteten, war John Wesley Ryles noch viel mehr als ein Hitmacher. Für viele war er das Herz der Nashville-Harmonie. Von den späten 1980er Jahren an verlieh seine unverwechselbare Stimme unzähligen Platten als Session-Sänger eine besondere Note und verschmolz so nahtlos mit Stars wie Mark Wills und Kenny Chesney , dass Zuhörer seine Harmonien oft für die der Künstler selbst hielten.

Würdigungen treffen ein

Country-Star Mark Wills würdigte ihn mit den Worten:

„Wir haben heute einen GIGANTEN in der Musikindustrie verloren. John Wesley Ryles sang mehr Harmonien auf Platten, die für den Zuhörer wie die Künstler selbst klangen. Er konnte sich mit JEDEM vermischen… Seine Stimme war makellos. Mein Beileid an Joni und seine gesamte Familie.“

Ryles war mit Joni Lee, der Tochter der Country-Legende Conway Twitty, verheiratet, und gemeinsam teilten sie eine Liebe, die die Lieder widerspiegelte, über die er so oft sang

Freunde, Familie und Fans haben die sozialen Medien mit Beileidsbekundungen überschwemmt. Country-Künstlerkollege John White schüttete sein Herz in einer berührenden Hommage aus und sagte:

„Mann, was für ein Verlust. John Wesley Ryles. Ein absoluter Gigant in unserer Branche. Ein unglaublicher Songwriter und ein herausragender Sänger.

„Als ich in die Stadt zog und anfing, Demos für Verlage und Autoren einzusingen, begegneten John Wesley und ich uns immer wieder in den Fluren der Studios in ganz Nashville. Ich war immer voller Ehrfurcht. Seine Fähigkeiten waren unübertroffen.

„Was für eine Inspiration. Mann, was für ein Vermächtnis. John wird uns fehlen. Gebete für die Familie Ryles“, fügte er hinzu.

Obwohl die Bühne nun still sein mag, wird John Wesley Ryles’ Stimme niemals verklingen. Sie lebt weiter, im Knistern alter Country-Schallplatten, in den Herzen der Künstler, die er gefördert hat, und in jedem Zuhörer, der jemals Trost in seinen Liedern gefunden hat.

Ruhe in Frieden, John Wesley.

Du hast der Country-Musik mehr als Melodien gegeben – du hast ihr eine Seele gegeben.