Im Jahr 1939, dem Jahr, in dem Europa erneut in den Abgrund eines Weltkrieges stürzen sollte, stehen Soldaten der Wehrmacht stramm während einer Parade – diszipliniert, regungslos, in Reih und Glied. Die Uniformen sind frisch gebügelt, die Stiefel glänzen, und die Gesichter spiegeln Stolz, Ernst – und vielleicht auch Ungewissheit.
Diese Aufmärsche, wie sie im Dritten Reich regelmäßig stattfanden, dienten nicht nur der militärischen Ordnung, sondern auch der Propaganda. Sie sollten Stärke demonstrieren, Einheit symbolisieren – und die nationale Moral stärken. Hinter dieser perfekten Fassade jedoch brodelte bereits die Realität der kommenden Gewalt: Nur wenige Monate später, am 1. September 1939, würde mit dem Überfall auf Polen der Zweite Weltkrieg
Für viele der Soldaten, die hier bei einer Parade in einem deutschen Ort oder besetzten Gebiet stillstehen, war es der letzte Moment des Friedens – oder das letzte Mal, dass sie in geordneter Formation marschierten, bevor der Krieg sie in die Schlachten von Polen, Frankreich, Russland oder Nordafrika führen sollte.
Die Wehrmacht war zu diesem Zeitpunkt ein hochmodernes Militärinstrument, ausgebaut und aufgerüstet in den Jahren zuvor – getragen von nationalsozialistischer Ideologie, militärischer Tradition und blindem Gehorsam. Doch viele dieser Männer – einfache Soldaten, Rekruten, Berufssoldaten – konnten nicht ahnen, welch beispiellose Eskalation von Gewalt und Leid bevorstand.
Das Bild eines Appells im Jahr 1939 ist somit mehr als eine bloße militärische Szene: Es ist ein stiller Auftakt zu einem globalen Inferno, ein Augenblick der Ruhe vor dem Sturm – mit Männern, die bald keine Zuschauer der Geschichte mehr sein würden, sondern Teil von ihr. Manche Täter, manche Opfer – viele beides zugleich.