Eine Routine-Röntgenaufnahme brachte eine unerwartete Überraschung zutage, als die Ärzte die Knie einer 65-jährigen Frau untersuchten, die unter starken Gelenkschmerzen litt. Was sie fanden, war schlichtweg erstaunlich: Hunderte winziger Goldnadeln, die tief in ihrem Gewebe steckten.
Die Frau aus Südkorea kämpfte seit Jahren mit Arthrose. Die schmerzhafte Erkrankung zerstört Knorpel und Knochen in den Gelenken, was zu Steifheit und Schwellungen führt. Als Standardbehandlungen wie Schmerzmittel und entzündungshemmende Medikamente keine Linderung brachten – und stattdessen Magenprobleme verursachten –, wandte sie sich einer beliebten Alternative zu: Akupunktur.

Eine Person führt Akupunktur am Rücken einer anderen Person durch. Foto: Unsplash
Bei der Akupunktur, einer traditionellen, in Asien weit verbreiteten Therapie, werden dünne Nadeln in bestimmte Körperpunkte eingeführt, um Schmerzen zu lindern oder Krankheiten zu behandeln. In diesem Fall jedoch, so die Ärzte, seien die Goldnadeln absichtlich zurückgelassen worden. Sie seien Teil des Behandlungsplans und sollten die betroffene Stelle kontinuierlich stimulieren.
Experten warnen jedoch, dass diese Praxis ernsthafte Risiken birgt. Dr. Ali Guermazi, ein Radiologieprofessor an der Boston University, der nicht an dem Fall beteiligt war, erklärte, dass das Zurücklassen von Fremdkörpern im Körper Entzündungen, Infektionen oder sogar Abszesse auslösen kann.

Person sticht einer Person Akupunkturnadeln ins Knie, Foto: Pexels
„Der menschliche Körper mag keine Fremdkörper“, sagte Guermazi. „Er reagiert mit Abwehrmechanismen – angefangen mit Entzündungen bis hin zur Bildung von Bindegewebe um den Gegenstand herum.“
Es gibt noch weitere Komplikationen. Im Gewebe steckende Nadeln können die medizinische Bildgebung beeinträchtigen. „Sie können Teile der Anatomie auf einem Röntgenbild verdecken“, so Guermazi. Noch besorgniserregender ist, dass Patienten mit Metallfragmenten im Körper niemals einer MRT unterzogen werden sollten, da die magnetische Kraft die Nadeln bewegen könnte – was möglicherweise Blutgefäße durchstochen und lebensbedrohliche Schäden verursachen könnte.

Jemand sticht einer Person Akupunkturnadeln in den Rücken. Foto: Pexels
Trotz dieser Gefahren ist Akupunktur in vielen Ländern nach wie vor weit verbreitet, insbesondere bei Gelenkschmerzen. In einigen asiatischen Ländern, darunter Südkorea, gelten Goldfadenimplantate und das Einführen von Nadeln als Routinebehandlung bei Arthritis. Befürworter behaupten, das Metall biete langfristige Vorteile, doch wissenschaftliche Belege für seine Wirksamkeit sind begrenzt.
Auch in den USA hat das Verfahren an Bedeutung gewonnen, allerdings in deutlich geringerem Umfang. Nach Angaben der National Institutes of Health erhielten im Jahr 2007 rund 3,1 Millionen amerikanische Erwachsene und 150.000 Kinder Akupunkturbehandlungen.

Eine Röntgenaufnahme des Knies des Patienten zeigt im Gewebe eingebettete Akupunkturnadeln. Bildnachweis: Reddit
Der Fall der Südkoreanerin wurde kürzlich im New England Journal of Medicine dokumentiert. Die Nadeln waren zwar möglicherweise als Hilfe gedacht, doch ihre Röntgenaufnahmen waren eine Warnung vor den potenziellen Risiken extremer Alternativtherapien.
Ärzte betonen weiterhin, dass Patienten vor der Entscheidung für unkonventionelle Behandlungen die Risiken abwägen sollten – denn eine scheinbar harmlose Alternative könnte zu gefährlichen Komplikationen führen.