Europas blinder Drache – Die Kreatur, die 100 Jahre lebt und 10 Jahre ohne Nahrung auskommt
Tief in den abgeschiedenen Karstseen der Dinarischen Alpen, verborgen in der dunklen und mineralreichen Unterwelt, wurde im Frühjahr 2025 ein außergewöhnlicher Moment festgehalten. Ein Höhlentaucher fotografierte zum ersten Mal seit Jahren ein besonders klares Bild einer Proteus anguinus – besser bekannt als der Grottenolm oder in der Volksmund auch der „Babydrache“.
Dieses geheimnisvolle Amphibium lebt ausschließlich in den unterirdischen Gewässern von Slowenien und Teilen des westlichen Balkans. Es hat Biologen seit Jahrhunderten fasziniert – nicht nur wegen seines bizarren Aussehens, sondern auch wegen seiner nahezu übernatürlichen Anpassung an ewige Dunkelheit.
Mit einem langen, aalartigen Körper, unterentwickelten Augen und zarten, federartigen Gliedmaßen, die Vibrationen und chemische Spuren im Wasser wahrnehmen können, ist der Grottenolm perfekt an das Leben in vollkommener Finsternis
Doch das Erstaunlichste ist sein Stoffwechsel: Der Olm kann über 100 Jahre alt werden und in extremen Fällen bis zu zehn Jahre ohne Nahrung überleben. Einige Exemplare haben sich jahrelang kaum bewegt – regungslos in der Stille einer Welt, die der Mensch nur selten betritt.
In früheren Jahrhunderten hielten die Menschen den Grottenolm für den Nachwuchs von Drachen, der während Überschwemmungen aus der Tiefe an die Oberfläche gespült wurde. Und wer ihn sieht, versteht warum: Er wirkt wie ein Überbleibsel aus einer prähistorischen Zeit
Die 2025 entstandene Aufnahme ist daher nicht nur eine wissenschaftliche Sensation, sondern auch ein Fenster in eine Welt, die uns sonst vollständig verborgen bleibt. Eine Welt, in der Zeit stillsteht, in der Leben lautlos und fast unsichtbar existiert – und die vielleicht noch viele Geheimnisse birgt, die wir erst zu erahnen beginnen.
Der Grottenolm erinnert uns daran, dass wahre Wunder oft dort zu finden sind, wo niemand hinsieht – in der absoluten Stille, im ewigen Dunkel, tief unter unseren Füßen.