gtag('config', 'G-1KQ57J55T0');
Uncategorized

Deutsche Kriegsgefangene in England 1947

Eine Gruppe deutscher Kriegsgefangener der Klasse C mit vermutlich nationalsozialistischer Gesinnung nimmt im August 1947 an einer Brain-Trust-Debatte in einem Umerziehungslager für „schwarze Nazis“ aus dem Zweiten Weltkrieg in Wimbish, Essex, England, teil. Das schwarze Symbol auf der Rückseite ihrer Kleidung dient der Identifizierung. Es ermöglichte, entflohene Kriegsgefangene auf den ersten Blick von vorne oder hinten zu erkennen. Foto: Kemp / Popperfoto

Im August 1947, zwei Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, fand in einem britischen Umerziehungslager im Ort Wimbish (Essex, England) eine ungewöhnliche Szene statt: Eine Gruppe deutscher Kriegsgefangener der Kategorie C – also Männer, die als überzeugte Nationalsozialisten galten – nahm an einer sogenannten Brain-Trust-Debatte teil. Solche Diskussionen dienten nicht nur der intellektuellen Auseinandersetzung, sondern waren ein zentrales Element der alliierten Re-Education-Programme

Advertisement
, mit denen ideologisch gefestigte NS-Anhänger in demokratische Werte eingeführt werden sollten.

Das Foto, aufgenommen von Kemp / Popperfoto, zeigt eine bedrückend symbolträchtige Szene: Die Gefangenen tragen auf der Rückseite ihrer Kleidung ein gut sichtbares schwarzes Kennzeichen – ein Erkennungsmerkmal, das es den Wächtern ermöglichen sollte, sogenannte „Schwarze Nazis“ (einen inoffiziellen Begriff für fanatische NS-Anhänger) auf den ersten Blick zu identifizieren – sowohl von vorne als auch von hinten. Diese Markierung diente nicht nur der Kontrolle, sondern war auch Ausdruck der klaren Distanzierung und Differenzierung, die die Alliierten innerhalb der deutschen Kriegsgefangenen selbst vornahmen.

Das Lager in Wimbish war eines von mehreren Einrichtungen in Großbritannien, in denen deutsche Soldaten – je nach ideologischer Einstufung – entweder zur einfachen Zwangsarbeit herangezogen, oder, wie in diesem Fall, durch gezielte Bildungsmaßnahmen „umgeschult“ wurden. Die Debattenrunden, in denen Fragen von Politik, Ethik und Gesellschaft verhandelt wurden, sollten vor allem eines bewirken: Den Prozess der Selbstreflexion und des kritischen Denkens in Gang setzen – etwas, das im NS-Staat systematisch unterdrückt worden war.

Advertisement

Dieses Foto ist nicht nur ein Dokument der Nachkriegszeit, sondern auch ein stiller Beleg für den Versuch, durch Bildung und Dialog aus Tätern wieder denkende Menschen zu machen – ein zutiefst ambivalentes, aber historisch bedeutsames Kapitel der Entnazifizierung in Europa.

LEAVE A RESPONSE

Your email address will not be published. Required fields are marked *